Singen in Gemeinschaft, singen für das Leben

Im Sommermusical „Wie im Himmel“ singen international bekannte Musicalstars gemeinsam mit einem engagierten Laienchor auf der Großen Treppe

Zum Probenbeginn in der ersten Maiwoche traf das 18-köpfige Ensemble – darunter die national und international bekannten Musicalstars Yngve Gasoy-Romdal, Leah Delos Santos und Franziska Schuster – auf den Festspielchor der Freilichtspiele, von dessen insgesamt fast 60 Mitgliedern mindestens 26 bei jeder Vorstellung mit dem Ensemble auf der Bühne stehen werden. Und schon gleich bei den ersten gemeinsamen Lese- und Singproben entstand ein ungewöhnlich harmonischer und ergreifender Zusammenklang.


(Foto: Probe auf der Großen Treppe:  Yngve Gasoy-Romdal als Stardirigenten Daniel Daréus probt mit dem Kirchenchor Ljusåker, dargestellt durch den Festspielchor der Freilichtspiele, © Ufuk Arslan)

Die Chorgemeinschaft und das gemeinsame Singen stehen im Zentrum der Geschichte des Musicals „Wie im Himmel“, das im Sommer in Schwäbisch Hall in einer Inszenierung des Freilichtspiel-Intendanten Christian Doll und unter der musikalischen Leitung von Heiko Lippmann zu erleben sein wird. Schon im gleichnamigen schwedischen Film und Überraschungserfolg von Kay Pollack (der 2005 sogar für den Internationalen Oscar nominiert war) waren der Kirchenchor des Dörfchens Ljusåker und seine liebenswert-verschrobenen Charaktere die Publikumslieblinge.

Durch den Stardirigenten Daniel Daréus (Gasoy-Romdal), der sich nach einem Herzanfall nach Ljusåker zurückzieht und schließlich mit ungewöhnlichen Methoden die Leitung des kleinen Kirchenchors übernimmt, findet jedes einzelne Mitglied und dadurch auch der gesamte Chor seinen eigenen, originellen Klang – und Daniel umgekehrt endlich eine Wahlfamilie. Kraft der Musik entsteht ein neuer Zusammenhalt, begegnen sich die Chormitglieder auf bisher ungewohnte Weise, und so kann auch lange Unausgesprochenes endlich ausgesprochen werden: alte und neue Liebe und Zuneigung, aber auch gegenseitige Enttäuschungen und Verletzungen.

Den gebürtigen Norweger Yngve Gasoy-Romdal verbindet vieles mit der Rolle des Daniel: Auch er stammt aus Skandinavien, auch er begann seine musikalische Karriere im frühen Kindesalter mit dem Geigenspiel und wie Daniel schaffte er kurz nach dem Studium den internationalen Durchbruch. Und auch im Kirchenchor sang Gasoy-Romdal in seiner Jugend. „Das ist wirklich spannend, wie Realität und Fiktion hier ineinandergreifen!“ Nun probt er wieder mit begeisterten und engagierten Laien: „Ich bin sehr beeindruckt, wie toll das von Anfang an geklungen hat, wie gut der Festspielchor vorbereitet war, wie er sofort Impulse aufnahm und auch Korrekturen direkt umsetzen konnte! Ich liebe die Haller schon jetzt!“

Leah Delos Santos, die mit „Gabriellas Lied“ eines der zentralen Lieder des Musicals (und des Films) singt, kamen bei der ersten gemeinsamen Lese- und Singprobe des Stücks immer wieder die Tränen, und sie war damit keinesfalls allein. „Bei so wunderschöner, kraftvoller und berührender Musik, mit der auch noch derart ergreifende Schicksale erzählt werden, da kann ich mich am Anfang einfach nicht zurückhalten – aber nach ein paar Proben geht es dann schon!“ Im wahren Leben die Frau von Gasoy-Romdal und ebenfalls auf den großen deutschsprachigen Musical-Bühnen zu Hause, spielt sie in der Haller Inszenierung Gabriella, eine Frau, die von ihrem gewalttätigen Ehemann immer wieder brutal angegriffen und geschlagen wird – und durch den Chor und das Lied, das Daniel extra für sie schreibt, schließlich den Mut und die Kraft findet, ihren Mann zu verlassen.

Zeitgleich entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen dem Dirigenten Daniel und der Dorfschönheit Lena, die – so viel darf man verraten – glücklich, aber auch tragisch endet. Franziska Schuster, die die Lena gibt, ist keine Unbekannte bei den Freilichtspielen, aber dennoch sehr beeindruckt vom Umfang der diesjährigen Produktion: „Bei den Sommermusicals auf der Großen Treppe gab es schon oft eine große Cast mit vielen Statisten, aber so viele Menschen, das ist hier auch für mich neu! Das erfordert zwischendurch von allen schon mal eine sehr hohe Konzentration, aber am Ende ist es einfach schön, die Energie und Singfreude ist wirklich ganz besonders!“

„Also am Anfang mussten wir schon viel arbeiten“, erzählt Lauryn Hölzel, 18, von den langen Vorproben des Festspielchors. „Ich hatte nie Gesangsunterricht – wie andere hier auch –, wir mussten erstmal die Technik lernen und uns immer ewig lang einsingen. Aber wenn man‘s dann kann, wenn man‘s dann zum ersten Mal mit allen zusammen singt, dann ist das echt einfach nur Gänsehaut!“ – „Ja, das hört sich voll krass an mit der Mehrstimmigkeit!“, ergänzt ihre Freundin Lilia Triebel, 18. Die bunte Mischung aus Jung und Alt, von erfahrenen Sängern und Neulingen, gefällt Fritz Ulmer, 69, sehr. „Das Miteinander, das lebt auch von der Birgit, von ihrer Art und Weise, das ist frisch und neu, richtig funkenübersprühend!“

Birgit Busse, eigentlich Chefdisponentin der Freilichtspiele und Assistentin von Intendant Christian Doll, gründete den Festspielchor vor einem Jahr und leitet ihn seitdem. Doch als wäre das nicht genug, spielt sie als ausgebildete Musicaldarstellerin im Stück auch noch die Chorleiterin des kleinen Kirchenchors – die sich allerdings verbittert zurückzieht, nachdem Daniel den Chor übernommen hat. „Da muss ich mich schon sehr in die Figur reinarbeiten, charakterlich, aber vor allem auch wie sie den Chor leitet!“, lacht Busse.

Auch an anderer Stelle wartet noch viel Arbeit auf die Beteiligten, etwa auf Kati Kolb, die Kostümbildnerin des Musicals. „So viele Personen auf der Bühne, das stellt uns natürlich vor große Herausforderungen – es müssen insgesamt an die 1000 Kostümteile verwaltet werden!“, sagt Kolb zu dem immensen Organisationsaufwand, den eine Produktion dieser Größe mit sich bringt. „An manchen Stellen wissen wir zwar noch nicht genau, wie wir das alles umsetzen können, aber wir legen jetzt einfach los!“

Ähnlich geht es Regisseur Doll beim Entwerfen der Szenen auf der Großen Treppe: „Wir wollen ja nicht nur gemeinsam singen, sondern auch mit den vielen Menschen in großen Bildern eine berührende Geschichte erzählen – dazu braucht es sehr viel Koordination, damit schließlich jeder weiß, wann er wo auf Position sein muss!“ Er betont das starke Vertrauen in die Gemeinschaft, das notwendig für ein derartiges Projekt sei. „Es ist unglaublich, was entstehen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, wenn der Funke überspringt, das kann man sich allein überhaupt nicht vorstellen!“

Für Doll ist Gemeinschaft zu stiften und Begeisterung durch Teilhabe und Mitmachen zu entfachen ein zentraler Bestandteil des Freilichtspielprogramms. Auch gerade deshalb haben er, Chefdramaturg Franz Burkhard und der musikalische Leiter Heiko Lippmann diesen Stoff ausgewählt, und gerade deshalb wurde der große Laienchor so zentral eingebunden. „Wie im Stück, so wollen wir auch auf der Bühne das Miteinander feiern! Nach den Jahren der notgedrungenen Vereinzelung brauchen wir das alle einfach wieder! Das ist zwar durchaus aufreibend, aber dafür unglaublich lebendig – das ist Leben!“


Hier geht zum Video "Probeneinblicke".

Dass auch das Publikum wieder große Lust an mitreißenden gemeinsamen Erlebnissen und Erinnerungen hat, zeigt sich am Kartenvorverkauf, der kurz vor Beginn der Spielzeit wieder auf Vor-Pandemie-Niveau läuft: Über 9000 Karten sind inzwischen allein für „Wie im Himmel“ verkauft und gerade an den Wochenenden sind nur noch wenige freie Plätze verfügbar.

Premiere ist am 16. Juni, weitere Vorstellungen: 17. Juni, 5., 6., 7., 8., 26., 27., 28., 29., 30. Juli, 1., 2., 3., 4., 5., 6., 8., 9. August, jeweils um 20:30 Uhr auf der Großen Treppe.

Karten online unter: www.freilichtspiele-hall.de
Telefonisch bei der Tourist Information Schwäbisch Hall: Telefon 0791 751-600

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