Vom Brennen der Jugend

Frank Wedekinds Klassiker „Frühlings Erwachen“ erzählt von den zeitlosen Sehnsüchten, den Ängsten und Wünschen und dem Druck, den Jugendliche erleben. Genau 100 Jahre nach ihm hat Nuran David Calis eine preisgekrönte Neufassung des Stücks entwickelt. Dieses „Frühlings Erwachen! (LIVE FAST – DIE YOUNG)“ zeigt das Jugendensemble der Freilichtspiele Schwäbisch Hall am Sonntag, 26. März um 19.30 Uhr erstmals im Neuen Globe. Karten gibt es unter www.freilichtspiele-hall.de und in der Tourist Information Schwäbisch Hall.

In „Frühlings Erwachen! (LIVE FAST – DIE YOUNG)“ trifft sich eine Clique 14- bis 16-jähriger Jugendlicher regelmäßig an ihrem selbstgebauten „Brunnen“, um Party zu machen. Doch dann geschehen Dinge, die eine Rückkehr in die „normale“ Welt nicht mehr möglich machen, von der ungewollten Schwangerschaft bis zum Suizid.

„In allen Figuren in diesem Stück brennt es lichterloh“, berichtet Theaterpädagogin Jennifer Sittler, die das Stück in Kooperation mit Pro Familia ausgewählt hat – mit der Idee, dass Jugendliche schwere persönliche Probleme von und für Jugendliche auf der Bühne zeigen. „Die eine erfährt massive Gewalt in der Familie und möchte nur noch ausbrechen, während die andere so behütet ist, dass sie endlich was erleben und 'bluten' will. Einer träumt davon, in Amerika nach Opas Gold zu suchen, der andere weiß nicht, wie er seinem besten Kumpel sagen soll, dass er unheimlich in ihn verknallt ist. Aber zeigen darf man seine Sehnsüchte bloß nicht, dann würde man ja Schwäche zeigen!“

Das 17-köpfige Ensemble spielt das Stück zwei Mal, jedoch in jeweils komplett unterschiedlicher Besetzung: „Wir wollten allen Spieler*innen die Chance geben, groß zu spielen und vorzukommen. Deshalb sind fast alle Rollen doppelt besetzt – der eine Teil spielt die Premiere, der andere Teil die Eröffnung des Internationalen Jugendtheaterfestivals am 10. April“, so Sittler.

Als Elternzeitvertretung für Jennifer Sittler übernahm Florian Götz, bis 2019 leitender Dramaturg bei den Freilichtspielen, im Februar die Regie der Inszenierung. Nach mehreren Jahren im Ruhrgebiet und bei einem internationalen Eisenbahntheater sprang er kurzfristig früher als geplant ein. „Dabei kam uns unsere sehr verwandte Einstellung in der Arbeit mit Jugendlichen zu Gute: Wir vertrauen sehr auf ihre Impulse und versuchen, vor allem den Rahmen zu setzen, um eigene Entfaltung möglich zu machen“, so Götz. „Und tatsächlich: Nicht nur die Figuren im Stück brennen, sondern auch alle Spieler*innen, die mit vollem Einsatz bei den Proben sind. Das ist toll zu sehen – und man darf sich auf ein Feuerwerk der Gefühle freuen!“

Für das Bühnenbild der Produktion zeichnet Jürgen Müller verantwortlich, das Kostümbild entwickelte Jennifer Sittler in enger Zusammenarbeit mit drei Mitgliedern des Jugendensembles.

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