Interview mit Friedrich Ortius und Christoph Lahres

Das erste große Projekt, an dem die Freilichtspiele als Kooperationspartner beteiligt waren, ist die Filmproduktion „Praxisreport Integration“. Wie hat sich die Zusammenarbeit gestaltet und wie wurde das Projekt von den Schüler:innen aufgenommen?

Friedrich Ortius: Der Förderantrag für den Film lief bereits vor den Gesprächen mit den Freilichtspielen. Jennifer Sittler, die Theaterpädagogin der Freilichtspiele hat Schauspielworkshops gegeben, Kostüme aus dem Fundus der Freilichtspiele bereitgestellt und drei Mädchen, die für das Maskenbild verantwortlich waren, einen Workshop mit der Chefin der Maskenabteilung an den Freilichtspielen ermöglicht. Außerdem haben sie und Jannik Weise, der das Projekt als Regisseur und künstlerischer Leiter betreut, in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen das Drehbuch entwickelt.

Christoph Lahres: Eigene Ideen einfließen zu lassen, das Drehbuch mit anderen, zu Beginn teils unbekannten Mitschüler:innen zu schreiben, die Schauspielworkshops, die künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten mit Kostümen und Maskenbild und nicht zuletzt die gemeinsam gestemmte Aufgabe, den anspruchsvollen Film in nur fünf Drehtagen in den Kasten zu bekommen und dabei zu merken, dass es einen spürbaren Unterschied macht, wenn man als Einzelne:r Verantwortung für seine Aufgaben übernimmt – all das sind Erfahrungen, die die Selbstwahrnehmung der Schüler:innen positiv beeinflusst. Ich bin mir sicher, dass die Erinnerung an das Projekt sie ihr ganzes Leben lang begleiten wird.

Ortius: Der Film, der dabei entstanden ist, ist künstlerisches Ergebnis einerseits, aber vor allem auch Anlass und Erfahrungsfeld in einem. Diese Erfahrung, ein Projekt von Anfang an durchzuziehen, es zu Ende zu bringen – also Termine einzuhalten und Leistungen auf Punkt abzuliefern – ist ein enorm wichtiges Erlebnis für die Schülerschaft. Der Film als künstlerisches Ergebnis ist ein Teil dieses Erlebnisses, das ab Dezember 2021 auf Reise gehen und von seinem zukünftigen Publikum interpretiert und eingeordnet wird.

Wie hat das Kollegium auf dieses ambitionierte Unterfangen reagiert?

Ortius: Solche Vorgänge müssen vom gesamten Kollegium akzeptiert werden, sonst funktioniert es nicht. Das Filmprojekt hat ja zum Beispiel Unterrichtsentfall für die eingebundenen Lehrer:innen bedeutet, der wiederum von ihren Kolleg:innen aufgefangen werden musste. Nicht nur die Schulleitung muss ein so großes Projekt uneingeschränkt unterstützen, sondern auch die Lehrerschaft.

Lahres: Das ist uns offenbar gelungen – dass das gesamte Unterfangen unter den durch Corona sehr erschwerten Bedingungen gestartet und zu Ende gebracht wurde, spricht für die große Motivation aller Mitwirkenden. Wir hätten immer wieder sagen können: „das ist unvorstellbar“ - aber das haben wir nicht getan. Alle beteiligten Lehrkräfte waren und sind sehr begeistert, und auch alle Schüler:innen, die ich angesprochen habe, sind unheimlich stolz darauf, bei dem Projekt dabei gewesen zu sein.